Zerrüttung der Staatsfinanzen
2. Zunehmende Ansprüche an den Staat
Die permanente Zuwendung des Staates an einen ausgewählten
Kreis der Bürger führte nicht nur zu einem Gewohnheitseffekt. Die
ständig beschenkten Bürger entwickeln das Empfinden, auf diese
Staatsausgaben ein Anrecht zu besitzen, das mehr und mehr auch in
expliziten Gesetzen zu verankern sei, die Ansprüche werden dabei
ständig ausgeweitet. Den ausgebefreudigen Politikern kommt dies
zupass, wird damit doch das Argument für immer höhere
Staatsausgaben geliefert.
Moralisch rechtfertigen sie die Zuwendungswünsche durch ihre
Charakterisierung als „soziale Gerechtigkeit“. Dadurch geraten die
Parteien in einen Teufelskreis. Je mehr sie an Zuwendung
versprechen, umso heftiger steigen die Wünsche der bisher
begünstigen Wähler, aber auch neuer Wählerkreise.
Das Ziel der „sozialen Gerechtigkeit“ verführt schnell zur simplen
Forderung, den Reichen solle genommen werden, um es den Armen
zu geben. Gefordert wird also schlicht eine staatlich organisierte
Einkommensumverteilung. Diese Methode stößt allerdings
mittelfristig auf die Grenzen ihrer politischen Akzeptanz. Je mehr
nach diesem System umverteilt wird, umso dichter gleichen sich die
umverteilten Einkommen an. Damit wird es schwieriger, politische
Mehrheiten zu finden, denn für den Wähler wird es zunehmend
schwieriger zu entscheiden, ob er zum Kreis der Begünstigten zählt
oder letztlich zur Finanzierung herangezogen wird.
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